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Freitag, 2. Juni 2017

Escalades Autour du Ventoux - Malaucène & Combe Obscure

Unsere Osterferien haben wir beim Sportklettern in der Gegend des Mont Ventoux verbracht. In einem früheren Beitrag hatte ich bereits einige einführende Worte darüber verloren, sowie das famose Klettergebiet von St. Léger präsentiert. An dieser Stelle sollen nun einige weitere Gebiete in der näheren Umgebung vorgestellt werden. Für alle, welche nicht nur Touren im achten Franzosengrad abholen wollen, bieten diese sehr gute Alternativen. Ein Blick auf die Karte zeigt nochmals Situation und Lage.



Malaucène - Rocher du Groseau

Hmm, also wenn's in dem Ort, wo wir wohnen schon ein Klettergebiet gibt, dann müssen wir da wohl einmal hin, das war mein Gedanke im Vorfeld. Da war ich halt schon von St. Léger und seinen tollen Routen eingelullt. Und ich muss sagen, es hat sich mehr als gelohnt. Die senkrechte bis leicht überhängende Wandkletterei an vielen Löchern ist hammermässig genial. Die Felsen befinden sich bei Le Groseau an der Strasse zum Mont Ventoux. Sie werden in etwa 10 Minuten Zustieg problemlos erreicht. An warmen Tagen gereicht es zum Vorteil, dass sie nach Nordwesten exponiert und daher bis um etwa 14.00 Uhr im Schatten liegen. Erwähnt sei aber auch, dass sie dem Mistral extrem exponiert sind. An unserem Klettertag hier genossen wir beste Verhältnisse, ein zweiter Besuch lag aber an den windigen Tagen danach nicht mehr drin. Das Routenangebot reicht von 4c-8b, die Routenlängen bewegen sich meist von 20-30m. Wir beschränkten uns hauptsächlich auf den Sektor En Bas, wo man im Bereich 6b-7b mehr als nur glücklich wird. 

Ein Blick aus der Ferne auf den Rocher du Groseau mit seinen beiden Hauptsektoren. Ein wirklich cooles Gebiet!
Mit schon ein paar Klettertagen in den Armen startete ich hier einmal gemütlich mit Mon elle du désir (6b+), eine wirklich schöne Löchertour, gar nicht so einfach. Die daneben gelegene Show Chaud (7a) fand ich gar nicht so viel schwerer. Klar, bei den 2-3 weiten Lochzügen im Mittelteil heisst's kurz Guzzi geben, der Rest ist dann deutlich gemächlicher. Ähnlichen Charakter hat auch Respire (7c+). Hier ist der Mittelteil mit seinen scharfkantigen, seichten Löchern bereits unangenehm trittarm, etwas schmerzhaft und erst noch Runout - da muss man richtig wollen. Im Vergleich dazu wieder grossen Genuss gab's in der Hammerroute Politicopourri (7b). Anhaltend und immer wieder technisch verzwickt geht's hier an Löchern und Löchlein zur Sache, super flowig, homogen und einfach genial. Journée de merde (7a+) gleich daneben ist ähnlich im Stil, wobei sich die Schwierigkeiten hier gegen das Top hin etwas zuspitzen. Im oberen Wandteil stieg ich den Kindern noch ein paar der einfacheren Plaisirrouten im Vierer- und Fünferbereich vor, diese bieten grossgriffige, recht steile Moves - durchaus eine lohnende Sache.

Nahaufnahme vom oberen Sektor. Der Fels sieht sehr unnahbar aus, bietet aber viele griffige Löcher.
Bédoin - Combe Obscure

An einem Tag, wo heftig der Mistral ging, wollten wir diesem etwas geschützten Gebiet am Südabhang des Mont Ventoux einen Besuch abstatten. Die Gegend (nur schon die Anfahrt!) ist malerisch, der Ausgangspunkt allerdings gar nicht mal so einfach zu finden. Dort, wo der Wanderwegweiser nach Le Paty zeigt, kann man eine raue Strasse in bester Rätikon-Manier noch für einige Hundert Meter mit dem Auto verfolgen. Es lohnt sich allerdings kaum, besser man nimmt gleich eine der raren Parkmöglichkeiten an der Hauptstrasse. Von dort sind es ca. 20 Minuten über einen etwas gerölligen, leicht ansteigenden Wanderweg durch die Combe zu den beiden nur etwa 50m auseinander liegenden Klettersektoren. Wir wählten den etwas steileren rechten, da dort es dort auch einige Touren im siebten Franzosengrad gibt. Alles in allem sind total etwa 50 Routen von 4a-7c+ vorhanden. Erwähnt sei, dass ich von diesem Gebiet in Bezug auf die Kletterei etwas enttäuscht war. Der Fels ist zwar in der Tat bombenfest und weist viele Henkelschuppen auf. Die logischen und sicher auch sehr lohnenden Routen, welche durch diese griffigen Zonen führen, sind dann aber eher im 5c/6a-Bereich. Wo diese fehlen, ist der Fels dann jedoch sehr wenig strukturiert, irgendwie auch übel glatt und es ist sofort sauschwer. So kommt es für den Hardmover, dass er sich auf einer definierten 7b abmüht, während man 2m daneben an guten Griffen bei gleicher Steilheit easy im 6a-Bereich hochspazieren könnte.

Der rechte Sektor in der Combe Obscure, die längsten Routen erreichen 35m. Das verzinkte Hakenmaterial enthält einen für die Mikroben am Fels giftigen Stoff. Deren Leichen sorgen dann für die unästhetischen weissen Striemen am Fels. Ein Grund mehr, rostfreies Material zu verwenden.
Kathrin in der Elegance (6b+), rechts daneben in der superkompakten, strukturarmen Platte befindet sich die Mariotte (7c+).
Speziell zu erwähnen ist noch der Kindersektor, welcher etwa 2-3 Minuten weiter oben in der Combe liegt. Hier gibt's rund 30 für Kinder eingebohrte Routen von bis zu 20m Länge, mit Schwierigkeiten vom unteren dritten bis in den oberen fünften Grad. Auf 20m Kletterlänge stecken auch im einfachen Gelände so ~10-12 Bolts, so dass man die Kleinen hier wirklich bedenkenlos vorsteigen lassen kann. Ansonsten ist's ja oft so, dass für Kinder nicht nur die Haken eh schon etwas weit auseinander sind, sondern sie (da für Erwachsene platziert) auch meist noch sehr heikel anzuklettern und einzuhängen sind. Tja, unsere Kinder klettern, ganz OK aber irgendwie auch nicht übermenschlich gut. Zumindest aus meiner Perspektive scheint das so. Für den entsprechenden Kontrast sorgt hier eine französische Jugendgruppe. Es gibt 8-10 Jährige, welche sich äusserst ungelenk bewegen, für jeden Handgriff Betreuung brauchen, undsoweiter. Da fällt mir erst auf, wie meine Goofen sich gegenseitig selbständig sichern, sich komplett selber aufschirren und anseilen (natürlich mit etwas Abstand mit scharfem und wachsamem Auge beobachtet) und im Vergleich dazu klettern, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht. Natürlich unterscheiden sie sich erst recht in Bezug auf den typischen Sportkletter-Habitus von den anderen Kids, so muss beim Ablassen natürlich demonstrativ noch der eine oder andere Griff mit der Zahnbürste geputzt werden... so fällt mir wieder einmal auf, dass alles, aber auch wirklich alles kopiert wird. 

Cool kid, easy going.
Noch kurz zu den von mir gekletterten Routen: 4487 avant JC (7a) bietet 5c/6a-Kletterei bis auf 1 weiten Move an einer scharfen, kleinen Leiste in der Steilzone. Saxo (7a+) unmittelbar daneben mehr oder weniger dito, wobei man hier in der Steilzone 1x trittarm von zwei seichten Löchern dynamisch in ein ultrascharfes Loch (Autsch!!!) zieht. Qui fait la Police (7b) hat neben viel 6a-Kletterei auch noch eine witzige, definierte Crux zu einem Untergriff hin und darüber hinweg. Die durchaus zahlreichen Griffe an den Rissreihen 1m links und rechts sind jedoch tabu. Ebenfalls klettern konnte ich die Mariotte (7c+). Hier führt ein kurzes Stück (wo man immerhin unmöglich ausweichen kann) über eine irre glatte Platte. Zwei rasiermesserartige Kleingriffe schlitzen hier die Pfoten auf, die Schwierigkeit hängt sicher stark davon ab, ob man für den Move an die distante Liste oberhalb auf dem tiefen und einzigen vernünftigen Tritt in weitem Umkreis bleiben kann oder nicht. Nominell gesehen der grösste sportliche Erfolg dieser Ferien, allerdings zu welchem Preis... Doch loslassen konnte und wollte ich dennoch nicht.

Der Cruxgriff in der Mariotte (7c+) ist klein, scharf wie ein Rasiermesser und schält die Haut bis aufs Blut.

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