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Sonntag, 29. Dezember 2013

Publikationsbias

Als Publikationsbias beschreibt man in der Wissenschaft das Phänomen, dass über positive Resultate viel häufiger berichtet wird als über negative. Diesen Effekt kann man auch auf den Internet-Portalen beobachten, wo über Tourenverhältnisse beobachtet wird. Kaum je schreibt jemand, dass seine Tourenwahl und die Verhältnisse richtig schlecht waren. Und oft wird noch als "Pulver" beschrieben, was in Tat und Wahrheit einfach ein windverblasener Deckelschnee ist. Vor allem in der Periode um Weihnachten 2013 liess sich dieser Effekt ausgeprägt beobachten.

Situation am Ausgangspunkt - zu einer Skitour?!?
Diesem Phänomen sind wohl auch die zahlreichen Reaktionen zuzuschreiben, welche ich auf meinen Bericht einer bezüglich der Verhältnisse eher mässigen Vilan-Tour erhielt. Tja, ein klassischer Fehlentscheid aufgrund mangelhafter Tourenplanung, da habe ich keine Mühe das zuzugeben. Wie es dazu kam? Bei uns vor der Haustür schneite es am Stephanstag rund 20cm an frischem Schnee, am Alpensüdhang fielen gar rekordverdächtige Neuschneemengen. Dass die Hänge am Vilan wegen der vorangehenden Föhnphase vor diesem Schneefall komplett aper waren, dessen war ich mir natürlich auch bewusst. Aber nun hatte es ja etwas Nachschub gegeben, und mit 20cm liesse es sich auf den Wiesen oberhalb von Seewis bereits vernünftig touren.

Im Frühetau zu Berge wir wandern fallera...
Die etwas mager ausgefallene Tourenplanung ist dem Umstand zuzuschreiben, dass man ja schliesslich Weihnachten feiert und dementsprechend nicht laufend alle Webcams kontrollieren kann. Zudem stand uns auch nur ein guter halber freier Tag zur Verfügung, am Morgen mussten die Kinder versorgt werden und so begnügte ich mich mit einem raschen Blick vor die Haustür, aufs Lawinenbulletin, die Neuschneekarte des SLF und dann fiel der Entscheid: der Firzstock zu schattig, Redertengrat und Fanenstock zu überlaufen, gehen wir doch wieder einmal auf den Vilan, da waren wir schon ein paar Jahre nicht mehr.

Die Wechselzone auf 1700m eben passiert, ab hier ging's mit den Ski an den Füssen leichter.
Vor Ort war dann subito klar, dass diese Entscheidung nicht optimal war. Beim Ausgangspunkt in Seewis auf 1000m Meereshöhe hatte es kaum Neuschnee gegeben. Die schattigen Wiesen waren leicht angezuckert, an den sonnigeren hatte die Dezembersonne der weissen Pracht schon wieder den Garaus gemacht. Natürlich hätten wir zu diesem Zeitpunkt noch an einen anderen Ort hinfahren können, wir entschieden uns dann aber doch dagegen - laufen statt rumkurven war die Devise! Die Skis wurden aufgeschnallt, und wir liefen auf den manchmal aperen und manchmal dünn schneebedeckten Strassen in die Höhe. Erst auf 1700m war die Schneedecke dann so dick, dass der Aufstieg mit den Ski bequemer war.

Spurend unterwegs am verblasenen Ostgrat, die Abfahrt dann durch die Triebschneemulden links davon.
Ab da erreichten wir den Gipfel, natürlich spurend und komplett einsam - eine Seltenheit an diesem Berg! Und der erste Teil der Abfahrt war dann durch die Triebschneemulden der NE-Seite in gebundenem Pulver wirklich schön. Dann kurz der Strasse folgen, eine 5-Minuten-Portage durch den Wurzaneinawald, bevor wieder angeschnallt wurde. Dank den gepflegten, glatten Wiesen liess es sich in geschickter Linienwahl auf den 1-5cm Neuschnee bis oberhalb vom Dorf Seewis fahren, von wo wir in wenigen Minuten unser Automobil wieder erreichten. Und tja, dann verfasste ich eben meinen Tourenbericht, der mir mehrere Beileidsbezeugungen eintrug. Irgendwie schon lustig, dabei hatte ich doch nur objektiv über die angetroffenen Verhältnisse berichtet, und dafür ist das Portal ja da! Natürlich wird unsere Vilan-Tour am Ende des Winters nicht als die beste Skitour in die Annalen eingehen, ein schöner Bergtag war es aber allemal und das Mitleid daher ehrlich gesagt komplett unnötig.

Hehe, wer sich für einen Firmennamen entscheidet, sollte sich gut überlegen, wie dieser im Vertriebsgebiet aufgenommen wird!

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Neue Mixedrouten am Urnerboden

Die Gasthauswand am Urnerboden ist einer der grössten und beliebtesten Mixed-Klettergärten der Schweiz. Hier gibt es für alle etwas, von der einfachen Eisstufe bis zum bohrhakenlosen Testpiece mit haarsträubender Absicherung. Während ich letzthin meinen Kletterpartner beim sauberen Onsight in der Toproute 'Der Graf' (M8+/9-) sicherte, blieb mir eine Stunde lang Zeit, die umliegenden Wände zu betrachten. Da fielen mir einige interessante Möglichkeiten ein, welche ich kürzlich dann einrichten konnte.

Die Routen befinden sich am Fusse der hohen Wand, zwischen dem cleanen Jasper-Testpiece 'Gläsernes Herz' (M8) und dem 'Gully' (WI4+). Auch wenn sie von weit weg eher mickrig erscheinen mögen, so erkennt man von deren Fuss die doch vernünftige Kletterlänge von je nach Route 15-17m. Soo viel länger sind die meisten anderen Touren im entsprechenden Grad auf dem Urnerboden auch nicht. Doch nun der Reihe nach, von links nach rechts:


Steinschliff (M5): Delikate und interessante Kletterei, unten Gekratze auf Platten mit dünnen Eisglasuren, oben dann zwei Eisspuren und eine Henkelwand mit wunderbarer Felsstruktur - wäre auch im Sommer lohnend wenn es nicht so staubig wäre! Die Absicherung ist mit 5+1 BH und dem Umlenker vorzüglich ausgefallen. Ich denke, das ist durch die nicht ganz so athletische Ausprägung eine ideale Trainingstour für alpineres Mixedgelände.

Glove Compartment (M4): Die Route führt unten über dünnes, aber geneigtes und einfaches Eis. Für den Fall, dass dieses zu wenig dick zum Sichern sein sollte, sind rechts auf der Felsrippe 2 BH zur Sicherung platziert, aktuell reicht es gerade für kurze Schrauben. Zum Schluss wartet dann eine dünne Eissäule - für die Pickel bei sorgfältigem Vorgehen solide genug, zur Sicherung stecken rechts 2 BH. Die Route endet, wenn man in der namensgebenden Nische steht und den Umlenker klippen kann, wofür noch 2-3 Züge im Fels nötig sind.

Dicke Berta (WI3): Aktuell eine schöne und richtig fette Kompakteisstufe mit homogener Kletterei, zum Schluss gegen 80 Grad steil. Hier kann man aktuell problemlos im Eis sichern, weshalb ich ausser der Umlenkung keine Haken gesetzt habe. Sollte dies einmal anders sein und Bolts zur Absicherung nötig erscheinen, so darf man diese auch setzen - bitte auf vernünftige Abstände achten und hier zur Ergänzung einen Kommentar schreiben.

Die drei neuen Routen würde ich als objektiv sehr sicher bezeichnen, und sie sind auch bestens abgesichert. Bei allen braucht es nur wenig Eis, daher dürften sie meistens in guten Verhältnissen und kletterbar sein. Eingerichtet habe ich die rechten beiden Routen von unten im Vorstieg. Bei der linken habe ich die Bolts unterhalb des alten Ringhakens im Toprope gesetzt, obenraus bin ich dann auch wieder vorgestiegen. Ein allerbester Dank geht an meinen Vater Sepp Dettling für die Mithilfe, er hat es mir dank seiner Sicherungsarbeit möglich gemacht, alle 3 Routen in einem Tag einzurichten. 

Dani onsightet 'Der Graf' (M8+/9-). Ganz rechts am Bildrand sind auch noch die Eisspuren von 'Steinschliff' (M5) zu sehen.
An dieser Stelle sei auch gesagt, dass die Bewertungen grobe Schätzungen ohne Gewähr sind. Wer anders empfindet, der möge doch hier eine Notiz hinterlassen. Keinen Kommentar braucht es hingegen, falls jemand die Routen zu kurz, zu einfach oder zu gut abgesichert findet: wir wissen genau, dass es in diesem Klettergarten für die harten Jungs viele Routen gibt, die länger, schwerer, besser sind und weniger Haken haben. Gerne sehen wir bei einer Begehung von 'Der Graf' zu und beobachten, wie der Könner den wegen fehlendem BH-Plättli langen Runout bei der Schlüsselstelle bewältigt...

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Rubihorn - Ruby Tuesday (M6) mit Sturz nach BH-Ausbruch

Mit Tobias war ich bisher schon in der Schweiz und allen Nachbarländern exklusive Deutschland unterwegs. Diese letzte Lücke konnte nun geschlossen werden: er berichtete mir von optimalen Verhältnissen am Rubihorn und schlug eine Begehung der 'Ruby Tuesday' (11 SL, M6) vor. Mir war zwar nicht restlos klar, was einen da erwartet. Doch eine Nordwand-Kletterei mit Steigeisen und Eisgeräten tönte auf jeden Fall spannend. Und vielleicht würde es mich ja näher an meinen Traum bringen, die Begehung der Heckmair-Route in der Eiger-Nordwand.

Hinweis: die Route wurde im Januar 2022 von Alban Glaser und Tobias Bailer grundlegend saniert. Für Details zum aktuellen Stand siehe die Kommentare unter dem Beitrag.

Die gewaltige Bastion der Rubihorn-Nordwand im Allgäu, hier soll es hochgehen!
Bevor ich mit dem eigentlichen Tourenbericht beginne, nehme ich aber auf den für viele wohl spannendsten Teil Bezug, den schon im Titel erwähnten Vorfall mit dem BH-Ausbruch. Am Rubihorn ist der Fels durchaus nicht immer bombenfest, doch die in der Tour vorhandenen Bolts sind in der Regel prima platziert, so dass ich sie durchaus als sicher bezeichnen würde. Nun war ich aber in SL 9 (M6) im Vorstieg. Die schwierige Verschneidung mit einer glatten rechten und einer aus losen Blöcken bestehenden linken Seite hatte ich erfolgreich gemeistert. Nun galt es, diese nach links zu verlassen und im zwar leichteren, aber brüchig-plattig-abwärts geschichteten Gelände den Stand zu erreichen. An einem markanten Block befand sich ein weiterer BH zur Zwischensicherung.

Diesen kletterte ich etwas heikel an, auf den verschneiten und glatten Platten stand ich ziemlich eierig auf den Steigeisen und zudem hatte ich auch schon üppig Seilzug. Froh darum, den vermeintlichen Rettungsanker erreicht zu haben, hängte ich die Exe in den Bolt und zögerte keine Sekunde, diese zu ergreifen um das Seil einzuhängen. Gut, solcherlei ist vielleicht sportlich nicht ganz einwandfrei, aber ich hatte bei früherer Gelegenheit auf die harte Tour gelernt, die Ambitionen auch einmal rechtzeitig zurückzustecken. In der bisher unveröffentlichten und undokumentierten Felstour mit dem Namen 'Slippery when wet' hatte ich im Sommer 2012 in prekärer Position und mit Seilzug das Seil sauber einzuhängen versucht. Dabei rutschten mir die Füsse weg, und es folgte ein unkontrollierter 15m-Sturz, der schmerzhaft aber glimpflich ausging.

Ein anderes, einfacheres aber lohnendes Ziel für ein nächstes Mal: der Gaisalpfall (WI3)
Solcherlei wollte ich also vermeiden, griff zur Exe und ging sogleich etwas auf Gegendruck, um ja nicht mit den Füssen wegzurutschen. Dabei passierte es augenblicklich: der Fels zerbarst, etwa 2 Schuhschachteln an Material rund um den und mit dem BH brachen aus. Mich drehte es herum, und mit Blick die Wand hinunter trat ich den Weg in die Tiefe an. Nach etwa 10m kam ich zum Stillstand, die Zwischensicherung darunter hatte glücklicherweise ihren Dienst erfüllt. Ein kurzer Check zeigte eine blutende Wunde an der Hand, einen angeknacksten Fuss und ein paar Prellungen hier und da - definitiv Glück gehabt, dass nix schlimmeres passiert war. Ich bezog improvisierten Stand und liess einmal Tobias nachkommen. So umzudrehen war irgendwie auch eine schlechte Option. Also biss ich auf die Zähne, so dass wir doch noch zum Top gelangten und die Tour würdig abschliessen konnten. Die Stelle mit dem BH-Ausbruch liess sich einige Meter linksherum in kühner Manier auch ohne die nun fehlende Zwischensicherung passieren.

Warum der Ausbruch? Wie beschrieben, der Fels ist am Rubihorn teilweise nur von mässiger Qualität und die Touren lassen sich nur im Winter ohne grösseres Gefahrenmoment begehen. Das Felsmaterial ist zudem ständigen Wechseln von Frost und Auftauen ausgesetzt, was natürlich auch die Verlässlichkeit vom steckenden Hakenmaterial herabsetzen kann. Einen BH-Ausbruch ohne Sturz, nur aufgrund einer blossen Haltebelastung von Hand hätte ich aber ehrlich gesagt dennoch nicht erwartet. Behalten wir doch einfach im Hinterkopf, dass auch Bohrhaken keine 100%-Sicherheit bieten - falls das Leben, sei es beim Abseilen oder in Form einer entscheidenden Zwischensicherung, nur von einem einzigen BH abhängt, dann sollte man entsprechend defensiv agieren.

Zuletzt anstrengende, steile 300hm hoch übers Geröllfeld am Wandfuss...
Tourenbericht

Wir starteten unsere Tour um Schlag 7.00 Uhr beim Parkplatz in Reichenbach, kurz vor Oberstdorf. Für die Leser aus der Schweiz: von Zürich Nord/Ost gelangt man in 1:45 Stunden dahin, braucht also kaum länger als ins Avers und sicher weniger lang als zB nach Kandersteg. Auf gepfadeter Strasse und über den Schluchtweg erreichten wir die Gaisalpe, von wo es über ein unter Umständen mühsames Geröllfeld den Wandfuss zu erreichen gilt. Dank vorhandener Spuren und einer mehr oder weniger soliden Schneedecke war die Sache aber vernünftig gut gangbar, so dass wir um 8.20 Uhr nach rund 700hm Zustieg den Einstieg erreichten. Rasch waren wir aufgerödelt und starteten um 8.45 Uhr gemeinsam mit einer weiteren Seilschaft, die in die 'Horny Rubi' wollte, die Kletterei.

Kurz vor dem Einstieg, welcher in der rechten Bildhälfte ersichtlich ist.
SL 1, M3-4: Erst über die einfache Rampe diagonal nach links hinaus. An deren Ende wartet eine etwas heikle Stelle über einen Wulst hinweg, danach einfach im Schnee zum Stand. Auf dieser Länge gibt es keine Sicherungsmöglichkeit! Ein BH vor der Crux wäre mE Gold wert.

SL 2, 70 Grad: Einzige SL mit Eiskletterei. Dieses ist allerdings zu Beginn sehr dünn und liegt auf plattigen Felsen auf, eine heikle Sache ohne Absicherung. Erst nach 15m wird es etwas dicker, so dass auch die kurzen Schrauben setzbar sind. Danach über ein Schneefeld nach rechts zu Stand, der allerdings unter dem Schnee begraben war. Mit etwas Strecken liess sich aber der erste Zwischen-BH erreichen.

Tobias in der ersten SL, die etwas heikle Crux ohne Sicherung bereits überwunden. Der leichtere Eisschlauch links war leider zu dünn.
SL 3, M5: Je nach Schneelage sind gleich die ersten Meter schwer. Danach abdrängende Rechtsquerung in eine Verschneidung hinein, mit BH und Fix-Hexentric gut abgesichert. Die Passage in der Verschneidung dann selbst abzusichern, mit zuletzt einer etwas heiklen, glatten Stelle. Danach noch etwa 20m in einfacherem Mixed-Gelände ohne Sicherungsmöglichkeit diagonal rechts hoch zum Stand.

SL 4, M6: Der plattige Beginn schüttelt Tobias gleich mal ab, der Purzelsturz ins Schneefeld ist aber harmlos. Nach diesem Auftakt quert man nach rechts in die Verschneidung, welche athletisch und schwer bezwungen werden will. Vor allem der Abschlussmantle hat es in sich - offenbar gibt es hier manchmal einen Eispilz, der die Sache erleichtert... nicht so für uns. Danach in mühsamem, plattigem Bruch ohne Sicherungsmöglichkeit aufwärts, erst kurz vor dem Stand kommt nochmals ein Bolt zur Zwischensicherung.

Eiger-Feeling in SL 5 (M4). Durchaus heikle Kletterei über verschneite, etwas brüchige Platten.
SL 5, M4: Rechts hinaus und diagonal hoch in etwas brüchigem Plattengelände, das aber mit BH gut abgesichert ist.

SL 6, M4+: Bestens abgesicherte Querung nach links und sehr originell an einem Rasenbalkon athletisch traversieren. Danach noch etwas aufwärts im Flaschenhals zum Stand. Dieser ist am Auslass des grossen Kessels extrem dem Steinschlag aus der ganzen oberen Wandhälfte ausgesetzt. Alle anderen Standplätze liegen hingegen gut geschützt unter Überhängen oder Wulsten, hier gibt es einfach keine bessere Alternative.

Felskletterei mit Steigeisen an den Füssen in SL 6 (M4+).
SL 7, M2: Vorwiegend Gehgelände im Schnee, keine Sicherungsmöglichkeit. Der Stand links oben an 1 BH.

SL 8, M2: Horizontale Rechtsquerung, kurze Felsstufe und im Schnee zum Fuss der markanten Plattenverschneidung.

In der einfacheren SL 7 (M2) klettert man über eine Rampe...


...zum Beginn des 'Götterquergangs'  (SL8, M2) und dann zur  'Spinne' - naja, alles eine Dimension kleiner und wohl auch leichter.
SL 9, M6: Anspruchsvoll durch die Verschneidung hoch. Rechts ist's sehr plattig, links sehr brüchig mit ziemlich grossen, losen Blöcken. Die Absicherung mit BH ist aber nervenschonend ausgefallen. Zuletzt dann links hinaus ins brüchig-plattige Scheissgelände. Der Bolt, welcher da zur Zwischensicherung steckte, ist nun eben ausgebrochen. Deutlich linkshaltend gelangt man einfacher aber heikel zum Stand.

SL 10, M4: Hier waren wir wohl nicht richtig unterwegs. Wie querten vom Stand auf einem Band deutlich nach links und stiegen dann direkt in Torfkletterei zum nächsten Stand hoch. Die richtige Linie führt vom Stand wohl direkter hoch und quert erst weiter oben nach links (etwas unlogisch, vermutlich brüchiger und schwerer). Bei unserer Variante ist dafür die Absicherung problematisch...

SL 11, M6: An gefrorenen Grasmutten geht's aufwärts zu einem BH in ca. 12m Höhe (erste Sicherung). Danach in fast grasfreiem Fels an BH gesichert unter das Dach hoch. Dieses athletisch und schwierig nach links hinaus überwinden - der Mantle auf den Grasbüschel hinauf ist die Crux. Danach einfacher hinauf zu Stand an der Föhre rechterhand.

Nachher käme dann wohl der 'Quarzriss': die schwierige Mixed-Verschneidung (SL 9, M6), an deren Ende ich den BH ausgerissen habe.
Um ca. 15.00 Uhr hatten wir das Top erreicht. Wow, das war jetzt eine ziemlich abenteuerliche Sache, die aber (vom Sturz mal abgesehen) dennoch grossen Spass bereitet hatte. Während man vom Ausstieg über Schneehänge den eigentlichen Gipfel des Rubihorns erreichen und zu Fuss absteigen könnte, ist der schnellste Weg ins Tal das Abseilen über die Route. Dieses ist ob der von losen Steinen ausgehenden Gefahr nicht als komplett 'tubelisicher' zu bezeichnen. Nach reiflicher Überlegung kamen wir aber zur Einsicht, dass es den ganzen Tag über eigentlich kaum spontanen Steinschlag gegeben hatte. Wenn es 'räbelte', dann war es weil wir selber Steine und Blöcke ausgelöst hatten. Dies ist übrigens bei der aktuellen Schneelage kaum zu vermeiden: somit sei man sich Gewahr, dass ein Einsteigen hinter einer anderen Seilschaft absolut lebensgefährlich wäre. Mit der entsprechenden Vorsicht gelangten wir aber eventfrei zurück an den Wandfuss. Wir packten unsere Rucksäcke und machten uns auf den Weg ins Tal. Das Schneefeld war nun, insbesondere nach meinem Misstritt und dem verstauchten Fuss, durchaus etwas mühsam. Etwas nach 17 Uhr erreichten wir im letzten Licht wieder den Parkplatz.

Facts

Rubihorn - Ruby Tuesday M6 (M5+ obl.) - 11 SL, 440m - Glaser/Faulhaber/Kocher 2005-2007
Material: 10 Express, 3 kurze Schrauben, Camalots 0.3-2, 2x60m-Seile, Stirnlampe

Anspruchsvolle, alpine Nordwand-Kletterei. Den Mixed-Bewertungen zum Trotz klettert man bis auf die zweite SL kaum im Eis. Hin und wieder gibt es etwas Frozen Turf, zumeist überwiegt aber Felskletterei. Je nach Geschmack und Können ist man hier mit oder ohne Eisgeräte am Klettern. Der Fels ist oft eher etwas plattig. Man könnte ihn wohl als genügend solide bezeichnen, an manchen Stellen ist er jedoch auch splittrig und teilweise sind auch lose Steine und Blöcke vorhanden. Achtung, nie bei Tauwetter einsteigen, bei viel Schnee ist auch die Gefahr von Rutschen und Lawinen zu beachten. Generell dürften bei viel Schnee die Absicherungen schwerer zu finden sein. Während gewisse Passagen dann leichter werden, dürften andere dafür schwieriger sein. Von daher ist es schwierig zu definieren, was 'optimale Verhältnisse' in dieser Tour bedeuten. Eine vernünftige Grundabsicherung (Stände und Zwischensicherungen) mit Bohrhaken ist über weite Strecken vorhanden. Dennoch sind (v.a. im unteren Wandteil und an einigen leichteren Stellen) weite Abstände vorhanden, wo gefährliche Stürze möglich sind. Zusätzliche Absicherung ist nicht immer einfach anzubringen, das Gelände ist generell sehr klemmkeil- und hakenfeindlich.

Mixed-Klettern in der Rubihorn-Nordwand. Trotz ein paar BH eine abenteuerliche Geschichte!
Eine ausführliche Beschreibung zur Tour inklusive einem guten Topo mit allen Zwischensicherungen findet sich im 'Eiskletterführer Bregenz bis Garmisch'. Den Text, ein Übersichtsfoto mit dem Routenverlauf und weitere Bilder hat der Erstbegeher Alban Glaser aufs Rocksports-Forum gestellt, herzlichen Dank dafür und natürlich auch fürs Einrichten dieser Tour!


Mittwoch, 4. Dezember 2013

Kletterpause und erste Skitouren

Gemäss der wissenschaftlichen Trainingslehre ist es eigentlich klar, dass man jedes Jahr eine Kletterpause von 3-4 Wochen Dauer einschalten sollte. Zumindest dann, wenn man langfristig seiner Leistung und Gesundheit förderlich sein will. Ich habe das bisher nie sonderlich strikt gehandhabt, meist gab es im Winter eine Phase, wo mehr das Touren und Eisklettern im Vordergrund stand, doch vollständig und strikt kletterabstinent war ich in den letzten Jahren nie mehr länger geblieben. Dieses Jahr ist dies nun (nicht ganz freiwillig...) der Fall, doch bald ist diese Phase überstanden und der Formaufbau kann wieder starten.

Skitouren vor der Haustür, was will man mehr?
Inzwischen sind mir, wie wohl vielen anderen auch, die ersten Skitouren gelungen. Selbst vor meiner Haustüre im Züri Oberland liegt inzwischen genügend Schnee für ein paar schöne Schwünge. So habe ich das Glück, dass es nur 1.5 freie Stunden braucht, damit ich praktisch ohne Anfahrt 600hm aufsteigen und danach abfahren kann. Das ist zwar nicht das alpine Toperlebnis, aber doch jedes Mal wieder schön! Die eine oder andere Gelegenheit will aber auch für eine etwas längere Tour genutzt sein: letzten Sonntag mühten wir uns bei schönsten äusseren Bedingungen 1500hm spurend in jungfräulich-tiefem Pulverschnee hoch. Welch ein Genuss, ganz alleine in dieser frisch verschneiten Berglandschaft unterwegs zu sein. Wären da nicht die unglaublich hinderlichen Stollen an den Fellen gewesen, dann könnte man schon fast von der perfekten Tour sprechen. Genug der Worte: an dieser Stelle lasse ich einfach einige Bilder sprechen und sichere zu, dass auf diesem Kanal schon bald wieder über interessante Kletterprojekte berichtet wird. Einige tolle Touren und Erstbegehungen aus dem vergangenen Sommer wollen hier nämlich noch dokumentiert werden!

Der richtige Ort für eine gemütliche Pause nach den ersten 750hm Aufstieg...

...frieren muss man dabei auf jeden Fall nicht, die Temperaturen sind im höchst angenehmen Bereich...

...Gegend und Panorama sind unschlagbar, Einsamkeit und Stille angenehme Zusatzparameter...

...und die Abfahrt im fluffigen Pulverschnee ein Genuss!

Samstag, 16. November 2013

Schmalstöckli - Papillon (7b)

Der November ist für den Tourengänger ein schwieriger Monat: zu kalt zum Klettern, zu warm fürs Eis und zum Skifahren hat es noch zu wenig Schnee. Am heutigen Tag hätte man genau in dieses Dilemma kommen können. Mit ein bisschen Wetteranalyse und Webcam-Studium wurde dann aber der Plan gemacht: die Latten blieben noch im Keller, stattdessen sollte es ins Lidernengebiet gehen, um am Schmalstöckli in der Route Papillon (5 SL, 7b) noch einmal trocken-sonnig-warmen Fels zu geniessen. Und ja, der Plan ging mehr als auf!

Blick von der Bergstation Gitschen in Richtung Lidernenhütte und zum etwa 30 Minuten entfernten Schmalstöckli.
Mit der Luftseilbahn gelangten wir bequem vom Chäppeliberg nach Gitschen. Aber Achtung, die Bahn hat im Moment bestenfalls Weekend-Betrieb. Dort schnürten wir die Schneeschuhe und watschelten durch doch erstaunlich viel und an den Schattenlagen vor allem besten pulvrigen Schnee an der verwaisten Lidernenhütte vorbei gen Fels. Wir mussten eine frische Spur legen, auf diese Weise waren wir doch eine gute halbe Stunde unterwegs. Am Wandfuss folgte dann der Wechsel von der Winterausrüstung aufs Sommertenue und das Felsgear. Um ziemlich genau 12.00 Uhr konnte es losgehen mit der Kletterei.

Selbst der Zustieg mit Schneeschuhen hoch über dem Nebelmeer war heute ein Genuss. Am Südhang heizte die Sonne schon ein.
SL 1, 6b: Die anspruchsvollsten Meter kommen gleich zu Beginn, der Fels ist hier ziemlich kleingriffig und etwas splittrig. Danach klettert man einen Links-/Rechtsbogen in einfacherem Gelände, am Schluss folgt dann schöner grauer Fels mit einer noch ziemlich interessanten Hinsteh-Stelle.

Die letzten Meter in SL 1 (6b) bieten prima Klettergenuss.
SL 2, 5c: Steiler Start in einer Verschneidung, die 5c-Methode haben wir dabei beide nicht gefunden, sondern eher so etwas in Richtung 6a+ geklettert. Keine Ahnung, ob es auch einfacher ginge, aber egal. Nach etwa 10-15m trifft man auf die Route 'Lange Kombination', welcher man über etwa 15m folgt, dabei deren Klebehaken-Stand überklettert und dann an offensichtlicher Stelle links abbiegt.

Tolle Kletterei in SL 2 (5c)
SL 3, 7b oder 6b A0: Nun folgt bereits die Crux. Schon bereits der Start hinauf zum zweiten Bolt ist nicht ganz banal und dann wird es fein. Onsight kann ich hier nicht passieren: zwar auf die richtige Sequenz gesetzt, aber den Trick wie man den entscheidenden Griff fassen muss habe ich erst gerafft, nachdem ich schon falsch dran war und nicht mehr korrigieren konnte. Nach einer kurzen Bouldersession ist die Sache aber entschlüsselt: man muss am zweiten Bolt etwas nach links traversieren, rechts hoch oben einen Seit-/Untergriff sauber fassen und dann dynamisch mit links an einen ersten Sloper ziehen, und gleich an einen zweiten, besseren Sloper verlängern. Dann noch kurz etwas fein und fusstechnisch dranbleiben, gefolgt von griffigerer Ausdauerkletterei, bevor man in zuletzt einfacheres Gelände entlassen wird. Im zweiten Go kann ich die Länge punkten.

Bildmittig geht es in SL 3 (7b) hoch. Die Crux ist das Überwinden des Dächleins leicht oberhalb der Bildmitte.
SL 4, 5c: Prima Kletterei in sehr schönem Fels, zuerst einem System von griffigen Schuppen entlang und dann über einige henklige Aufschwünge hinweg. Hier hat Kathrin wieder mal einen Vorstieg in einer Alpinroute gewagt und sauber reüssiert, gratuliere!

Kathrin on lead in der sehr schönen SL 4 (5c).
SL 5, 6a: Weitgehend gemütliche Seillänge, zu Beginn stellt sich ein kurzer, griffiger Wulst in den Weg, zum Schluss wartet noch eine etwas plattige Stelle, bevor man wieder griffige Schuppen zu fassen kriegt. 

Kathrin in der finalen Crux von SL 5 (6a). 
Der letzte Stand befindet sich dann wenige Meter unterhalb der Kante und wurde von uns um etwa 14.30 Uhr nach rund 2.5 Stunden Kletterei erreicht. Nach oben aussteigen wäre gut möglich, das wollten wir indessen nicht, weil dort oben ja wieder der Winter herrschen würde. In der Wand war es nämlich sehr angenehm warm gewesen, zum Klettern war das T-Shirt das richtige Tenüe. Ebenfalls war die ganze Route trocken und in besten Bedingungen gewesen.

Der Kletterspass kam heute ganz und gar nicht zu kurz!
Wir machten uns ans Abseilen. Die Seillängen sind alle zwischen 25-30m lang und jeder Stand ist zum Abseilen eingerichtet. So kommt man auch mit 1x60m-Seil wieder zuverlässig hinunter, 5 Manöver sind dann nötig. Mit langen 50m-oder gar 60m-Doppelseilen sind hingegen nur 3 Sequenzen nötig. Zum Ende des Abseilens dann wieder die übliche Parodie: in Sommerkleidung kommt man angerauscht und steht plötzlich im Schnee. Wir blicken auf die Uhr (15.05 Uhr), das sollte mit etwas Beeilung noch auf die Bahn um 15.30 Uhr reichen. Tut es dann auch. Während wir talwärts fahren sehen wir , wie das Schmalstöckli gerade noch von den letzten Sonnenstrahlen beschienen wird, bald darauf tauchen wir wieder ins eklig kalte und feuchte Nebelmeer ein.

Der Wechsel zurück auf die Winterausrüstung. Am Seil hängend geht's bequemer...
Einen tollen Tag hatten wir an der Sonne genossen und waren bei angenehmer Wärme eine wirklich schöne Route geklettert. Ja bei diesen äusseren Bedingungen hatte selbst der Anmarsch mit den Schneeschuhen schon grossen Spass gemacht. Zudem war mir die kleine Herausforderung in der Cruxlänge im zweiten Anlauf in freier Kletterei gelungen, somit war es auch vom sportlichen Aspekt her einen lohnenswerte Sache. Was kann man da noch mehr wollen - nichts, das war jetzt einfach ein hochzufriedener Tag.

Facts

Schmalstöckli - Papillon 7b (6b obl.) - 5 SL, 140m - B. & K. Müller, R. Bunschi 1992/2011 - ***;xxxx
Material: 8 Express, 1x60m Seil, Keile und Friends nicht nötig

Nette Geniessertour, welche man wohl bevorzugt an einem Herbst- oder Wintertag über dem Nebelmeer klettert. Die Wand ist an geeigneten Hochdrucktagen in der kalten Jahreszeit meist in guten Verhältnissen und der Zustieg ist problemlos. Geboten kriegt man in der Papillon über weiteste Strecken tiptop griffigen, soliden und rauhen Kalk mit prima Kletterei, nur einige wenige Passagen sind kurz etwas weniger schön. Während sich die Schwierigkeit meist im Bereich von 5c+/6a bewegt, so fordert die dritte Länge mehr: frei dürfte der vorgeschlagene Grad von 7b in etwa hinkommen. Wer sich an entscheidender Stelle 2x am BH bedient, kommt mit 6b durch, dieser Grad muss dann allerdings auch ziemlich zwingend gemeistert werden. Die Absicherung der Route ist an allen Schlüsselstellen sehr gut ausgefallen. Im einfacheren Gelände muss man hie und da auch etwas über die Haken steigen, doch alles ist im grünen Bereich, da wird sich niemand fürchten müssen.

Den Originalbericht mit Topo findet man auf rauchquarz.ch, oder alternativ hier als druckbares PDF.

Sonntag, 10. November 2013

Neutour am Falknis (3 SL, 7a)

Die Falknistürme hat wohl jeder Kletterer schon einmal bestaunt, welcher per Auto oder Zug in Richtung Chur gefahren ist, hoch und entrückt thronen sie weit über dem Rheintal. Bis anhin gab es dort keine Kletterrouten, doch Ende Oktober 2013 hat sich dies geändert. Soviel vorweg, ich war an der Erschliessung nicht beteiligt und habe die Route auch nicht wiederholt. Da sich aber zwei Kletterkameraden von mir diese Erstbegehung geschnappt haben, möchte ich an dieser Stelle trotzdem darauf aufmerksam machen.

Gesagt sei auch, dass die Tour mit einem langen Zustieg von 1300hm startet. Man steigt dabei auf über 2000m auf, die stark der Sonne exponierten Hänge in einem Föhntal sind aber dennoch während ziemlich langer Zeit schneefrei. Der Fels sieht optisch ähnlich wie im oberen Teil der Chäserrugg Südwand aus und soll sich auch ähnlich klettern. Sprich steil, ja gar überhängend und griffig. Hier das Übersichtsfoto zur Route:

Übersicht über die neue Route am Simmelturm am Falknis.
Leider liess sich der Gipfel des Turms nicht erreichen, weil der Fels nach den ersten 3 Seillängen zu brüchig wird, um sinnvoll weiterklettern zu können. Weil die Route ja sowieso nur für einigermassen fitte Wandersleute in Frage kommt, kann man aber danach dem Falknis noch über den alpinen Bergweg aufs Haupt steigen. Als verschärfte Variante kommt auch eine Querung vom Einstieg nach Westen in Frage, wo man danach in luftiger Überschreitung über den Westgrat den Gipfel erreichen kann, siehe hier (1,2). So ergibt sich ganz sicher ein tolles Gesamterlebnis. Mit weiteren Facts geize ich für einmal auch, erwähnt sei der Link zum Bericht des Erstbegehers und auch das Topo wird hier präsentiert.

Topo der Route an den Falknistürm.

Dienstag, 5. November 2013

The Supertramp History

Bei der Supertramp am Bockmattli handelt es sich um ein Monument des alpinen Sportkletterns. Sie wurde im Jahr 1980 durch Martin Scheel und Gregor Benisowitsch erstbegangen. Durch die für die damalige Zeit hohen Schwierigkeiten von 6c+, die kühne Absicherung und den psychischen Anspruch wurde die Route rasch über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Ich selber konnte die Route vor gut 2 Jahren im Herbst 2011 wiederholen (Bericht). Ein super Erlebnis, eine sehr eindrückliche Tour und mit der wieder in den Originalzustand versetzten Absicherung auch heute kein Geschenk.

Mit Ergänzung vom 1.1.2014

Warum ich diese Begehung nochmals aufgreife: erst letzte Woche habe ich im Tages-Anzeiger (nicht online verfügbar) in einem Artikel gelesen, dass der legendäre Wolfgang Güllich ein paar Jahre nach der Erstbegehung der erste Wiederholer dieses Testpieces gewesen sei. Auch auf diversen Webpages findet man dieselbe Information. Die ersten Seiten im Wandbuch lesen sich sowieso als das "who is who" im alpinen Klettern der 1980er-Jahre: erst zwei Jahre lang keine Wiederholung, dann bekannte Namen wie Wolfgang Güllich, Beat Kammerlander, Stefan Glowacz undsoweiter. Doch ob das wirklich stimmt? Erst habe ich von einem Seilpartner die folgende Information erhalten:

This is the true story of the first repeat of Supertramp in the summer 1980 by two non-famous French guys, Jean Claude Gilles and Bernard Otter. They did not redpoint the route, but made a complete ascent. On their way down they met a person who they talked with and who expressed big surprise that they could complete what is today known as Supertramp.

Im Reich der glatten Platten: auf dem Querband in der Route Supertramp (6c+)
Somit könnte also möglicherweise eine kleine Korrektur in der Alpinhistorie nötig sein. Im Wandbuch schriftlich als erste Wiederholung verbürgt ist jedoch tatsächlich die Begehung am 10. August 1982 von Wolfgang Güllich und Thomas Düll. Stil: Rotpunkt mit Ausnahme des Pendelquergangs. Gerade die freie Begehung dieses Pendelquergangs ist ein weiteres Mysterium der Supertramp. "Offiziell" wird diese David Lama im Sommer 2016 zugeschrieben, mit einem Schwierigkeitsgrad von 7b+. Gerüchten zufolge (siehe Kommentare unten) wurde diese Passage jedoch bereits in den 1980er-Jahren durch Ursi Düggelin und möglicherweise noch durch weitere Personen freigeklettert.

Nachtrag vom 1.1.2014: mein Artikel hat hier und da für einige Diskussionen gesorgt. Offenbar sind verschiedene Erinnerungen an die damaligen Geschehnisse vorhanden, und von etlicher Seite wurde die hier proklamierte erste Wiederholung angezweifelt. Folgende Zeilen hat der mir persönlich bekannte Bernard Otter zugestellt: Pour ton information Marcel, je te donne quelques précisions sur les circonstances de cette répétition. Quand avec mon ami Jean Claude nous sommes allés au Bockmattli c'était pour faire Free Trip qui se situe juste à droite de Supertramp. Mais n'ayant pas de topo bien précis nous nous sommes engagés par erreur dans Supertramp. Nous nous sommes assez vite rendu compte de notre erreur mais l'escaladé était certes exigeante mais plaisante si bien que nous avons continué et terminé l'ascension conscients d'avoir réalisé une voie exceptionnelle. Si nous avions eu conscience de l'aura de cette première probablement que nous aurions hésite. Nous ne savions pas que c'était impossible alors nous l'avons fait!! Lors de la descente un grimpeur nous attendait sur le sentier pour nous faire part de son étonnement d'avoir eu connaissance de cette nouvelle voie. Nous lui avons expliqué la chose et nous ne savions pas qui il était. Je ne me rappelle pas s'il nous avait dit qui il était. Peut être ce n'était pas Martin Scheel que nous ne connaissions pas.

Kurze Übersetzung: Bernard und Jean Claude reisten ans Bockmattli, um den Freetrip zu klettern. Ohne genaues Topo verstiegen sie sich irrtümlicherweise in die Supertramp. Es war ihnen bald klar, dass sie in einer falschen Route unterwegs waren, aber nachdem ihnen die Kletterei gefiel, stiegen sie weiter. Bernard meint, dass sie bestimmt umgekehrt wären, wenn sie schon damals vom Nimbus der Supertramp gewusst hätten. Beim Abstieg trafen sie dann auf einen Kletterer, der ihnen seine Verwunderung über die Begehung der Supertramp ausdrückte und auch fragte, woher sie denn von dieser ganz neuen Route gewusst hätten. Bei wem es sich bei dieser Person gehandelt hat, kann Bernard nicht sagen.

Samstag, 2. November 2013

Doch noch!

Eigentlich gilt ja Herbstzeit = Erntezeit, doch heute kam ich dennoch ziemlich unverhofft zum Erfolg. Nur mit etwas Glück besuchten wir überhaupt den Fels, an welchem sich mein 'Langzeit'-Projekt befindet. Schliesslich war ich schon etliche Male gescheitert und allzu oft gibt man sich dem eigenen Versagen ja auch nicht so gerne hin. Nach einigen Diskussionen und verworfenen Alternativen wurde es dann doch der Posten Sarnen, zum Glück!

Vor Ort habe ich dann wie bisher immer über die 'Rägäziit' (7a) rasch das Material eingehängt. Ok, heute ging es wirklich mühelos. Dann beim Ablassen den Cruxmove der 'Cause a Man' (8a) ein zwei, drei Mal repetiert. Ok, fühlte sich sehr gut an. Kathrin mal rangelassen, dann voller Angriff. Und irgendwie hatte ich heute einfach ein paar Prozent mehr in Bizeps und Unterarmen als sonst. Wieso und warum dem so war, da habe ich natürlich keine Ahnung. Auf jeden Fall ging das, was sonst höchstens ganz knapp ging, heute recht gut. Und das, was sonst nicht mehr ging, ging dann auch noch.


Nach einem ersten noch chancenlosen Toprope-Schnuppern im Vor- oder Vorvorjahr hatte ich die 'Cause a Man' diesen Frühling einmal seriös ausgebouldert. Da war eigentlich klar, dass es gehen muss. Der Rotpunkt-Durchstieg hatte dann bis heute allerdings doch noch etliche Tücken parat. Der Schlüsselzug, ein Schnapper von einer richtig schlechten, abschüssigen Leiste, stoppte mich bei den Versuchen eine Weile lang zuverlässig. Und als dann dort meine Erfolgsquote anstieg, so war es der letzte schwere Move, der mich insgesamt etwa 6-8 Mal noch ausbremste. Von einer zwar vernünftigen Leiste muss dort eben fast ohne Tritte nochmals massiv durchblockiert werden - da nützt weder Kämpfen und Mut zum Risiko, wer dort nicht noch ein paar Reserven im Tank hat, dem bleibt der Durchstieg verwehrt.


Heute eben, nachdem ich nun doch auch schon wieder ein paar Wochen nicht mehr in der Tour war, fühlte sich alles ein bisschen flüssiger und gäbiger an wie sonst. Es war einfach der Tag, auf den ich schon das ganze Jahr gehofft hatte. Und so konnte ich mein Projekt, nach 6 Besuchen seit dem April und insgesamt rund 20 Versuchen, glücklich abschliessen. Wobei, natürlich ist das nicht das Ende der Geschichte: es war ja noch Kletterzeit übrig, und so bin ich postwendend in die nächstschwierigere Route eingestiegen. Und ja, auch diese ist für mich möglich - die Frage ist nur wann und nach wie vielen Versuchen. Die Kinder werden also das 'Riitiseili' in einem ihrer Lieblingsgebiete sicher noch ein paar Mal besuchen können...

Dienstag, 29. Oktober 2013

Salbit - Ruska (6b+)

Für womöglich eines der letzten schönen Herbstweekends hatte ich mich mit Christoph verabredet. Nach einem fast abstinenten Klettersommer war er zwar noch nicht in Topform, aber dennoch motiviert für eine lange und grosszügige, wenn auch nicht allzu schwere Route. Locker 20 interessante Ziele umfasste die Shortlist, die Wahl fiel schliesslich auf den Salbit. Das war durchaus logisch, denn erstens ist das sowieso immer eine gute Wahl, zweitens kann man mit Christoph den nicht ganz kurzen Zustieg effizient erledigen und drittens ist es einfach toll, Ende Oktober noch auf fast 3000m Höhe zu klettern und dabei das im Sommer vielbesuchte Salbit-Massiv (fast) komplett für sich alleine zu haben.

Morgenstund hat Gold im Mund... Zügiger Aufstieg zur Salbithütte und weiter Richtung Südgrattürme.
Gemäss wohlüberlegter Zeitplanung gingen wir von einem 12 Stunden-Auto-zu-Auto-Tag aus. Um gegen hinten etwas Reserve zu haben, hiess das früh Aufstehen, und Aufbruch im Göschener Tal um 6.40 Uhr. Mit wohldosiertem Material auf dem Rücken (genau das, was es braucht, aber nichts zuviel) stiegen wir in zügigem Tempo via Regliberg zur verwaisten Salbithütte hoch. Wir stoppten nur kurz die Zwischenzeit auf 1:10 Stunden, zogen in einem 'Schnuuz' weiter und strebten den Südgrattürmen entgegen. Nach kurzer Topo-Konsultation war der Einstieg der Ruska auf einer gemütlichen Granit-Terrasse identifiziert, welchen wir nach gerade 2:00 Stunden Gehzeit (für gut 1300hm) erreichten. Erwähnt sei auch, dass die Richtzeit gemäss den Kletterführern 4:00 Stunden beträgt, so dass man normalerweise kaum auf die Idee kommt, die Tour aus dem Tal anzugehen.

Übersicht über die von uns gekletterte Route (rot=Ruska, orange=Südgrat, gelb=Abseilen über Salbitissima/Niedermann)
Nun war erst einmal das Frühstück fällig. Während frühmorgens die ersten Sonnenstrahlen den Salbit golden erleuchteten, waren indessen dichte Schleierwolken hereingezogen. Wir stellten uns die Frage, wie genussvoll denn die angedachte Kletterei wohl werden würde. Die Temperaturen waren zwar nicht gerade frostig, vorsichtshalber montierten wir aber doch einmal alle mitgebrachten Kleider. Zum Glück dauerte es nur kurze Zeit, bis die Sonne zurückkam und wir uns wieder davon entledigen konnten. Um 9.15 Uhr fiel schliesslich der Startschuss, und ich brach in die erste Seillänge auf.

Super schöne Granitterrasse am Einstieg, hier lässt's sich's bequem rasten.
SL 1, 30m, 5c: Zügig absolvierbares Aufwärmprogramm, schwierig ist eigentlich nur der erste Schritt in einen geneigten Riss hinein. Danach folgt gemütliche Kletterei diagonal nach rechts hoch bis zum bequemen Stand auf einem Graspodest.

SL 2, 50m, 6b: Formidable Kletterei entlang einem System von Schuppen, der Fels perfekt. Wenn man sich dann fragt, ob es das nun schon gewesen sei mit der 6b, so wartet etwas unscheinbar der Ausstieg aus einer Verschneidung in eine flachere Zone. Reibung, Spreizen, Ganzkörpereinsatz, ... Lösungsansätze gibt es hier sicher viele, nix wird ganz einfach sein. Zuletzt dann einfacher zum Stand.

Entlang einem sehr schönen System von Rissen und Schuppen in SL 2 (6b).
SL 3, 40m, 6a+: Schöne Seillänge, welche nach gemässigtem Start mit ein paar feinen Moves zu einem kleinen Dächlein hin aufwartet. Dieses stellt die Crux dar, etwas links halten hilft. Danach ist das Gelände ziemlich plattig, zuletzt mit einem längeren Abstand zum Stand hin.

SL 4, 30m, 6a+: Cooler Challenge, ein Test für den Haftreibungskoeffizienten! Nach einem einfacheren Auftakt geht es bald los, mit beinahe griffloser Reibungskletterei. Die Absicherung ist gut, trotzdem muss man zwischen den Haken ein paar Mal gescheit hinstehen, sonst wird das nix. Im Vergleich mit den anderen Längen der Tour könnte man hier wohl auch 6b geben, es ist sicher die anspruchsvollste Plattenstelle.

Christoph schleicht der Plattenkante entlang in SL 4 (6a+).
Zwischenstück, ca. 50m, Gehgelände: Problemloser Abschnitt, welcher den unteren mit dem oberen Wandteil verbindet. Man kann hier gut rasch das Seil aufnehmen und gemeinsam steigen. Im Frühjahr können allenfalls Schneereste am Wandfuss des oberen Teils ein Hindernis darstellen. Auch bei unserer spätherbstlichen Begehung war noch etwas vom Oktoberschnee übriggeblieben. Zwar liess sich der obere Wandfuss gut erreichen, nasse Finken und kalte Füsse gab es trotzdem.

Am Einstieg zum oberen Wandteil, dem Risssystem ob dem Kletterer geht's entlang.
SL 5, 45m, 6a+: Prima Risskletterei, die sich als eher schwieriger und anhaltender entpuppt als man vom Einstieg aus meinen könnte. Die anzuwendenden Techniken sind ziemlich abwechslungsreich, auf einem längeren Teilstück hilft dann aber nix anderes als ein kräftiger Piaz. Die Absicherung mit 6 BH ist vernünftig, man legt dazwischen aber jeweils gerne noch 1-2 zusätzliche Sicherungen.

Zwischendurch mal kräftig piazen... so bewältigt man SL 5 (6a+).
SL 6, 35m, 5c: Interessante Länge mit Wand- und Reibungskletterei. Nach dem zweiten BH ist die Rissspur zwingend nach rechts zu verlassen, geradeaus wird's gemüsig und schwer. Aber keine Angst, es kommen dann schon wieder BH. Als Bewertung fände ich hier 5c+ sicher passender.

SL 7, 25m, 5c+: Das am wenigsten attraktive Teilstück der Tour führt zwar meist über schönen und eher einfachen Fels, die Wandzone ist aber ziemlich geneigt und etwas grasdurchsetzt. Auch sehr direkt über die Haken geklettert warten hier keine besonderen Schwierigkeiten, 5c reicht als Bewertung sicher locker aus.

Das ist bereits der Auftakt in SL 8 (6a+). Solche breite Risse können mühsam zu klettern sein - der hier ist es nicht.
SL 8, 40m, 6a+: Nun geht's wieder in super Fels und eindrücklichem Gelände weiter. Ob dem breiten Piazriss schwant einem bereits Böses, die Kletterei entpuppt sich dann dank der griffigen Schuppe und einige Tritten als erstaunlich gängig. Die Schwierigkeiten beginnen denn auch erst gegen Ende der Seillänge hin, wo man in feiner Wandkletterei an kleinen Grifflein und auf Reibung in die Höhe tanzt - gut abgesichert aber ziemlich zwingend.

Weiter oben in SL 8 (6a+) wartet dann feine Wandkletterei mit einem kleinen Runout.
SL 9, 50m, 6b: Einfach eine Hammer-Granitseillänge! Vom Stand weg Go-Go-Gadget-o-Arm nach rechts in den Riss, und diesem griffig folgen bis unters Dächlein. Dieses zu unterqueren und zu übersteigen ist die Crux, was ich jetzt für 6b eher gutmütig fand. Doch damit nicht genug, über viele Meter geht es hier noch den griffigen Schuppen entlang weiter, einfach ein Traum.

Christoph gerade in der Crux von SL 9 (6b). Einfache eine geniale Traumseillänge.
SL 10, 35m, 6b+: Tolles Schlussbouquet über den nun bereits recht schmalen Südgrat. Etwas rechtshaltend haben die Erstbegeher eine eigenständige Linie gefunden. Mal etwas Reibung, dann und wann ein Riss oder ein Aufschwung mit griffiger Schuppe, der absolute Klettergenuss! Statt den Irniger-Stand am eigentlichen Routenende zu verwenden, kann man übrigens auch noch (schöne!) 10m weiterklettern und Stand am Muniring auf dem Gipfel des Turms machen.

Die letzte Seillänge (SL 10, 6b+) in atemberaubender Position auf dem Südgrat und genial schön.
Um 13.20 Uhr hatten wir das Ende der Ruska erreicht und mit 4:00 Stunden Kletterei unsere Marschtabelle um einiges unterboten. Das war jetzt wirklich ganz toll: erwartungsgemäss konnte ich alles problemlos klettern, die Absicherung war gut und die Route immer interessant mit vielen schönen Kletterstellen. Da wir noch Zeit hatten, lag auch der Weiterweg über den Südgrat noch gut drin. Diesen Klassiker hatte ich noch nie begangen, und wenn man vom Ende der Ruska über die folgenden 2 Türme weitersteigt, so nimmt man die Crux und weitere sehr schöne Meter mit. Und ob man vom Ende der Ruska zurück über die Route abseilt, oder vom Gipfel des Plattenturms über Salbitissima/Niedermann, oder gar vom Zwillingsturm über den Berner Blitz macht effektiv keinen grossen (Zeit-)Unterschied.

Vom Ende der Ruska kann man gut noch ein Stück über den Südgrat weiterklettern. Christoph macht sich auf in die Crux.
SL 11, 50m, 6a: Der Turm mit der Südgrat-Crux sieht attraktiv und auch gar nicht so einfach aus. Gut, die Schwierigkeiten liegen ja eher im Plaisir-Bereich, und so hatten wir im Vorfeld über die Möglichkeit einer Solo-Begehung des Grates sinniert. Aber ich muss sagen, dafür muss man doch etwas auf dem Kasten haben und mentale Stärke zeigen. Die Schlüsselstelle ist ja doch gehörig exponiert, ziemlich glatt und der Piaz unangenehm ausdrehend. Aber gut, im neusten Plaisir Selection ist das frei auch mit 6a bewertet, was durchaus hinkommen könnte.

Das sind gerade die schwersten Moves am Salbit-Südgrat (6a frei, auch A0 möglich). 
SL 12-14, 100m, 4c: Nun sind es nominell noch 3-4 Seillängen bis auf den Plattenturm. Die Schwierigkeiten liegen meist im vierten und kurz im unteren fünften Grad, so zogen wir das gleich am langen Seil durch. Ist aber kein mühsamer Rampf und Pflichtaufgabe, sondern wunderschönes Moven, ein toller Abschluss. Hier und da mag ich (ohne Topo) nicht den einfachsten Weg erwischt haben, vor allem zuletzt zum Gipfel des Plattenturms, wo ich eine ziemlich steile, nicht ganz einfache Linie entlang einiger Schuppen (nicht alle davon fest) durch die NW-Wand gewählt habe, was aber doch auch gut ging.

Büroarbeit ist auch wichtig - hier nun bereits beim Abseilen über die Salbitissima.
Um 14.20 Uhr waren wir schliesslich beide oben auf dem Plattenturm. Nordseitig abseilend könnte man hier den Grat weiter über den Zwillingsturm und die Gipfelwand verfolgen. Ja nach Lust und Laune stünden hier nochmals einige schöne Seillänge bis zum Grad 6a+ zur Verfügung. Wir indessen hatten kein Schuhwerk für einen Fussabstieg dabei und folgten unserem Plan, über die SE-Wand abzuseilen. Dabei zieht man erst 4 Abseiler über die steile zweite Episode der Salbitissima (sieht super aus, ist aber mit bisher 7 Begehungen in 7 Jahren nicht überfrequentiert - dafür werde ich sicher hierher zurückkommen!). Vom Anfang der Salbitissima ist es dann ein 35m-Abseiler zu einem Muniring der Niedermann/Anderrüthi. Über grasdurchsetztes Gelände und schliesslich unter dem Klemmblock durch erreicht man mit weiteren 4 Manövern den Anfang der Route, der insgesamt 10. Abseiler bringt einen dann über Randkluft und ewigen Schnee hinweg retour zur Einstiegsterrasse der Ruska.

Originelle Abseil-Passage in der Niedermann unter dem riesigen Klemmblock durch. Die Route selbst, naja...
Glatt und ohne Verhänger war die Abseilerei verlaufen, ca. 1.5 Stunden sind dafür zu veranschlagen. Bei einem Vesper sortierten wir unser Material und machten uns auf den Weg ins Tal. War es am morgen noch zu dämmerig, um die Gegend in der vollen Farbenpracht zu bestaunen, so konnten wir uns nun an den immergrünen Tannen, den goldgelben Lärchen und roten Heidelbeerbüschen ergötzen. Die goldenen Oktobertage sind halt einfach die schönste Jahreszeit in den Bergen, das zudem dann auch fast menschenleer ist. Den einen oder anderen Stopp für Heidelbeeren à discretion liessen wir uns nicht nehmen. Trotzdem ging es zügig talwärts, nach 1:30 Stunden Abstieg schloss sich der Kreis um 17.40 Uhr im Göschener Tal.

Nach der Kletterei wartet noch ein langer Abstieg ins Tal, die schönen Herbstfarben und die vielen Beeren versüssen die Pflicht.
Facts

Salbit - Ruska 6b+ (6a+ obl.) - 10 SL, 380m - B. & K. Müller, D. Arnold 2004 - ****; xxx
Material: 12 Express, Camalots 0.3-2, Keile nicht nötig

Sehr schöne Kletterei, eher eine leichtere Sportklettertour als Plaisir. Die Route ist abwechslungsreich, von Reibung über Wandkletterei zu einer guten Portion an Rissen und Schuppen ist alles dabei. Der Fels ist dabei ein perfekter Granit. Vielleicht ist die Tour nicht ganz so stimmungsvoll wie die Routen am Turm 2 des Westgrats, dennoch darf man sie zu den besten Wandklettereien am Salbit zählen. Die Absicherung mit überlegt platzierten BH ist prima ausgefallen. Überall wo zur Sicherung oder Wegweisung nötig steckt immer ein Silberling. Dazwischen kann man hier und da noch mit einem Satz Friends ergänzen, wer den Grad gut drauf hat, muss aber nicht allzu viel legen. Einige plattige Passagen wollen auch zwingend geklettert werden, so dass durchaus ein gewisses Kletterkönnen vonnöten ist, um zum Ausstieg zu kommen.

Topo

Die Skizze aus dem empfehlenswerten Führer 'Salbit Erleben' kann auf salbit.ch runtergeladen werden: klick!